Snegurochka – Das Schneemädchen (Pjotr Iljitsch Tschaikowsky)

Snegurochka – Das Schneemädchen

Opermusical nach dem Meisterwerk von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

Unerhört ungehört

Mit dem Namen Pjotr Iljitsch Tschaikowsky sind märchenhafte Bühnenwerke von Weltrang wie „Schwanensee“, „Dornröschen“ oder der „Nußknacker“ fest verbunden. Wenig bekannt hingegen ist, dass der Komponist bereits zuvor ein Märchen vertonte, welches er selbst bis zu seinem Tode als „eines meiner liebsten Kinder“ bezeichnete – und doch kommt es nur selten zur Aufführung; im deutsch-sprachigen Raum gibt es neben nur einer Handvoll verzeichneter Aufführungen einzelner Passagen nicht einmal eine relevante Ton-Aufnahme.

Ein märchenhaftes Bühnenspektakel

Sicherlich ist dieser Umstand nicht zuletzt dem ursprünglich recht hohen Aufwand der Umsetzung geschuldet: Anfang 1873 erhält der bedeutende russische Dramatiker, Alexander Nikolajewitsch Ostrowskij, anlässlich einer Festvorstellung im Russischen Theater den Auftrag, ein musikalisches Ereignis zu schaffen, welches die Mitglieder der beiden Theater Moskaus, des Bolschoi (Oper und Ballett) und des Maly (Schauspiel), in einem gemeinsamen Bühnenwerk vereint. So verwebt Ostrowskij – beeinflusst von Fouqués „Undine“, Shakespeares „Sommernachtstraum“ und den Erzählungen des russischen „Grimm“ Alexander Afanassjew – slawische Mythen mit der uralten Legende des feengleichen Winterwesens Snegurochka zu einem spektakulären Märchenspiel. Tschaikowsky soll die zugehörige Musik komponieren.

Ein Triumph und ein verlorenes Wettrennen

Mit großem Enthusiasmus und hochinspiriert stellt Tschaikowsky die umfangreiche Partitur in nur drei Wochen fertig. Die Uraufführung, am 23.05.1873, verläuft so erfolgreich, dass Dirigent Nikolai Rubin-stein die Musik in das Programm der Russischen Musikgesellschaft aufnimmt. Derart beflügelt strebt Tschaikowsky danach, den Stoff alsbald zu einer durchkomponierten Oper weiterzuentwickeln.

Doch unerwartet kommt ihm – von Ostrowskijs Märchen nicht minder fasziniert – ein anderer Landsmann zuvor: Nikolai Rimski-Korsakow komponiert nach zwei Anläufen eine äußerst erfolgreiche Opernfassung, die das Sujet alsbald einem großen Publikum bekannt macht. Tschaikowskys Bearbeitung dagegen verschwindet verhängnisvollerweise fast völlig aus dem Blickfeld: „Bis zu Tränen“ zeigt sich Tschaikowsky erschüttert, „daß man mir gleichsam gewaltsam etwas, das mir gehörte, mir vertraut und nahe war, wegnahm.“

Verschollene Melodien

Auch mit der Tragik eines zweiten, nicht weniger zauber- wie rätselhaften Werkes Tschaikowskys ist „Snegurochka“ eng verbunden: der weitestgehend verschollenen, da vom Komponisten in großen Teilen eigenhändig zerstörten Oper „Undine“ (1869). Dem Gros der zuletzt erhalten gebliebenen Melodien haucht Tschaikowsky in „Snegurochka“ neues Leben ein; zwei weitere Passagen werden als Instrumentale für die Sinfonie Nr. 2 sowie für einen Pas de Deux des „Schwanensee“ adaptiert.

Die Rückkehr eines Meisterwerkes

Obgleich die Geschichte das Publikum somit um gleich zwei Opern des bedeutenden russischen Komponisten beraubte, gibt es doch allen Grund, die wundervolle Geschichte samt der meisterhaften Musik nach rund 150 Jahren endlich auch hierzulande einer breiten Hörerschaft zu eröffnen. Zu diesem Zweck wurde die Geschichte von Ostrowskij mit Blick auf ein junges Publikum behutsam gestrafft und bearbeitet und für ein kompakteres Ensemble spielbar gemacht; den Melodien Tschaikowskys – passend zur Dramaturgie mit kraftvollen und zum Teil ergänzenden Texten versehen – wird hierdurch gar noch mehr Freiraum und Wirkung verliehen. Und so lädt die Inszenierung ein zum Eintauchen in die slawische Mythenwelt, zum Begegnen mit den Märchenfiguren der russischen Weihnacht, zum Lauschen einer Oper, die es nie gab und doch gibt, zum Erleben eines alten, neuen, zeitlosen Meisterwerkes: „Snegurochka“, das Märchen vom Schneemädchen.

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